Es war auf der Mitgliederversammlung Anfang 2017 als wir als Teilnehmer einen ortsansässigen Landwirt begrüßen konnten. Bevor dann die eigentliche Versammlung begann, wies er uns daraufhin, dass „der alte Trafoturm am Ortseingang des Friedberger Stadtteils Dorheim zum Abriss“ ansteht. Zum einen hat dieser am Ortseingang gelegene Trafoturm über viele Jahre das Ortsbild des über 1.200 alten Dorfes geprägt und ist somit auch ein Stück „Kulturgeschichte“. Zum anderen, so der Landwirt weiter, „könne man doch dieses Bauwerk für Vogelquartiere nutzen.“
Ohne allzu große Hoffnungen gingen wir vom NABU Friedberg dann in die Gespräche mit dem früheren Betreiber, dem Versorger OVAG, und dem Eigentümer des Grundstücks, der Stadt Friedberg. Die Gespräche zogen sich dann leider in die Länge und unsere Skepsis schien sich zu bestätigen. Im Sommer 2019 war es dann soweit, die Stadt Friedberg und der Vorstand des NABU Friedberg unterschrieben einen Vertrag. Der NABU Friedberg erhielt dabei auch kräftige Unterstützung durch Vertreter von SPD und den Grünen.
Damit konnten wir an die Planungen für den Ausbau gehen. Dabei stellten sich Fragen, was genau bauen wir dort als Quartiere ein und vor allem, wie kommen wir denn im Turm ganz nach oben? Denn im Turm selbst war nichts mehr vorhanden, es gab nur noch das Mauerwerk. Die zündende Idee hatte dann unsere „Chefkonstrukteure und Ideengeber“. Es wurde aus Gerüststangen und Bohlen ein stabiles, gut verankertes Gerüst mit 2 Böden eingebaut. Damit konnten und können alle erforderlichen Arbeiten - wie z.B. auch Säuberungen von Nistkästen - gefahrlos ausgeführt werden. Schließlich wurden in die früher als Leitungsdurchgang genutzten, später zugemauerten Öffnungen wieder geöffnet. In die Mauernischen wurden dann insgesamt 20 Quartiere für Fledermäuse und verschiedene Vogelarten eingebaut. Die Einbauarbeiten unterstützt haben auch Vertreter der CDU. Bereits kurz nach Fertigstellung eines geräumigen Schleiereulenquartiers zog bereits ein Paar ein und begann mit dem Brutgeschäft. Damit war klar – die Arbeiten mussten ruhen bis die fünf Jungvögel alle ausgeflogen waren. Im Herbst 2020 erfolgten dann die weiteren vorbereitenden Maßnahmen – und dann war erst einmal Schluss.
Die Kälte und die Corona-Pandemie bremsten uns aus. Wir nutzten diese Zeit, um die weiteren Planungen voranzutreiben. Natürlich sollte die Fassade des Turms bemalt werden – wobei sowohl lokale historische als auch Naturmotive aufgebracht werden sollen. Im September und Oktober 2021 wurden im Rahmen eines Generationen und Kulturen übergreifenden Workshops die Motive aufgesprayt. Anschließend wurden an der Fassade weitere 25 Quartiere für Fledermäuse und Vögel angebracht. Zusammen stehen nun 45 „Wohneinheiten“ zur Verfügung, darunter ein Schleiereulenkasten, vier Fledermausquartiere, mehrere Mauersegler- und Mehlschwalbenkästen. Neben den Schleiereulen haben bereits weitere Vogelarten die Nistkästen entdeckt – und wenn sie nur zur Übernachtung genutzt wurden. Bereits angeschafft und teilweise auch schon montiert wurden auch Informationskästen, um über aktuelle Entwicklungen am „Trafoturm“ zu informieren. Kleinere Restarbeiten stehen noch an, diese werden aber erst im kommenden Frühjahr angegangen.
Abschließend soll hier noch darauf hingewiesen werden, dass die Realisierung des Projektes ohne die großzügige Unterstützung durch die Bewohner des Friedberger Ortsteils z.B. im Rahmen einer Tombola sowie weiterer Spenden von Privat- und Geschäftsleuten nicht möglich gewesen wäre. Mit erheblichen Beträgen haben auch der NABU Bundesverband sowie der Wetteraukreis – im Rahmen des Projektes Demokratie leben, hinter dem auch das Land Hessen und der Bund stehen – geholfen. Auch die Volksbank Mittelhessen sowie die OVAG zählen zu den Sponsoren. Zu guter Letzt wurde das Projekt des NABU Friedberg bei der Umweltlotterie GENAU mit dem wöchentlich vergebenen Gewinn von 5.000€ bedacht. Der NABU Friedberg bedankt sich bei allen, die die Umgestaltung mit ihrem Arbeitseinsatz, ideell oder finanziell unterstützt haben. Dies gilt auch für die letzten Endes positive Begleitung durch die Stadt Friedberg.
Lange tat sich scheinbar nichts am Dorheimer Trafoturm. Die Schleiereulen waren mit ihren fünf Jungen ausgezogen und die NABU-Aktiven hörten öfter die Frage „Wie geht es jetzt weiter?“ Als dann auch noch die früheren Durchlässe für die Oberlandleitungen aufgebrochen waren, gab es noch mehr ratlose Bürger in Dorheim. Doch wer genau hinschaut, kann seit wenigen Tagen die Fortschritte erkennen. Die Maueraufbrüche wurden jetzt mit Lamellenkonstruktionen aus Holz verkleidet und sind wieder geschlossen. Doch was steckt dahinter, warum der ganze Aufwand?
Die Holzkonstruktionen wurden von einem NABU-Mitglied erdacht und gebaut. Das Sinn erschließt sich, wer sich einmal von innen die Holzverkleidungen anschauen konnte. Es gibt Durchsc ermäuse, Schleiereulen oder andere Singvögel – für alle sind je nach Bedarf der Tiere unterschiedliche Kästen eingebaut. Soweit so gut – aber die NABU-Aktiven hatten noch eine Klippe zu überwinden – wie können diese Verkleidungen von außen am Turm angebracht werden? Nach exakt zwei Telefonaten, die Ruth Müller, Vorstandssprecherin des NABU Friedberg führte, war die Lösung gefunden. Die Dorheimer CDU-Mitglieder Axel Pabst und Martin Götz opferten ihre freie Zeit und bauten die Konstruktionen ein. Axel Pabst, Schreiner, stand mit seinem Werkzeug im Turm und verankerte die Verkleidungen, die ihm vom Baumpfleger Martin Götz von außen eingepasst wurden. Dabei kam auch der Hubsteiger von Martin Götz zum Einsatz. Durch das Engagement der Beiden war die ganze Aktion in noch nicht einmal drei Stunden über die Bühne gegangen. Und beide verzichteten großzügig auf eine Bezahlung, was das doch sehr schmale Budget des NABU Friedberg schont.
Ein weiterer Meilenstein für die Umgestaltung des Trafoturms in prominenter Ortsrandlage ist abgearbeitet. Für die NABU-Aktiven kann es mit den weiteren Arbeiten, über die der NABU Friedberg auch wieder informieren wird, weitergehen. Und wer jetzt einmal um den Turm herumgeht, stellt eins fest. Richtung Westen und Osten ist jeweils eine der Verkleidungen farbig gestaltet. Rot-Gelb in Richtung Breidenbach´scher Hof, das sind die Dorheimer Farben und Blau-Weiß in Richtung Friedhof, die Vereinsfarben des NABU.
Artenschutz ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Wir, die Aktiven des NABU Friedberg, haben eine besondere Gelegenheit am Schopf gegriffen. Der alte Trafoturm am Ortseingang Dorheim wurde nicht mehr benötigt, eigentlich ein Fall für die Abrissbirne. Gemeinsam mit der OVAG, der Stadt Friedberg, lokalen Politikern wie Ortsvorsteher Dr. Klaus Rack und Vertretern der Grünen konnten wir das verhindern. Nun bleibt der Turm erhalten und kann zu einem Artenschutzprojekt umgenutzt werden. Dazu ist es erforderlich, innen und außen am Turm diverse Arbeiten auszuführen. Natürlich streben wir auch an, in Abstimmung mit dem Eigentümer, der Stadt Friedberg, den Turm durch außen angebrachte Motive optisch aufzuwerten.
Doch dazu benötigen wir finanzielle Mittel. Bei der Umweltlotterie GENAU haben wir das Projekt bereits angemeldet und es kann von einem Gewinner in den wöchentlichen Ziehungen ausgewählt werden. So könnten wir dann 5.000€ für den Ausbau gewinnen. Wie die Lotterie funktioniert, finden Sie hier.
Wir hoffen auch darauf, dass sich die Friedberger und insbesondere die Dorheimer Bürger für dieses Projekt begeistern können und uns - zweckgebunden - dafür Spenden zukommen lassen. Dazu haben wir einen Spendenturm gebaut, der Ihre Barspende gerne aufnimmt. Sie können uns natürlich auch gerne einen Geldbetrag - Konto siehe rechts unten - mit dem Vermerk "Turmstation" überweisen.
Ihre NABU-Gruppe Friedberg
Friedberg, den 15.8.2019