Die hessische Landesgruppe des Pomologen-Vereins hat die Most- und Wirtschaftssorte 'Friedberger Bohnapfel' zur Lokalsorte des Jahres 2022 gekürt.
Die Herkunft des Friedberger Bohnapfels alias „Winterprinzenapfel“ ist nicht bekannt. Die Sorte wurde erstmals 1908 vom damaligen Dt. Pomologenverein für das Großherzogtum Hessen genannt. Die in dieser Zeit entstandenen Obstsortimente für die Provinzen Oberhessen (1911) und Starkenburg (1915) führten den Friedberger Bohnapfel ebenfalls. Hier wird der Apfel als Lokal- und Wirtschaftssorte für die Bezirke Friedberg und Groß-Gerau (südlicher und nördlicher Teil) empfohlen. Nachdem die Sorte Anfang des 20. Jh. verstärkt als „Massenträger für Mostzwecke“ empfohlen wurde, hat sie sich unter ihrem Namen Friedberger Bohnapfel in Mittel- und Südhessen, besonders in der Wetterau, dem Taunus und dem nördlichen Odenwald verbreitet. Darüber hinaus kommt der robuste Apfel unter dem Synonym Winterprinzenapfel in ganz Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor.
Die Wetterauer Lokalsorte ‘Dorheimer Streifling’ ist in Friedberg-Dorheim beheimatet. Über den Ursprung dieser Sorte ist nichts bekannt, lediglich Berichte älterer Mitbürger aus Dorheim, wie z.B. „Der Opa hat immer davon erzählt“ weisen auf seine Existenz hin. In einem Bericht über hess. Lokalsorten in der Zeitschrift „Das Gartenjahr“ wird die Sorte durch H. Schmidt 1949 erwähnt. Der ‘Dorheimer Streifling’ war eine von 31 Sorten, die 1944 letztmals durch die Landwirtschaftskammer im Rahmen der Wertprüfung von Lokalsorten beurteilt wurden. Nach dem Krieg ging das Wissen um den Streifling verloren und er galt lange Zeit als verschollen.
Erst durch die Arbeit der Naturschutzgruppe Friedberg-Dorheim (heute: NABU Friedberg) gelang es den Apfel wiederzufinden. Aufgrund eines Zeitungsaufrufs von Gerd Bauschmann konnten im Herbst 1995 drei Standorte identifiziert werden. Später kamen weitere Funde hinzu, wo bei bis heute nur acht
Altbäume registriert sind. Ihr durchschnittliches Alter wird auf ca. 80 Jahre geschätzt. Der größte Baum mit einem Stammumfang von etwa 2 m steht im Streuobstgebiet „Wingert“. Zwei weitere Bäume stehen in Stammheim, die 1925 als Sämlinge gepflanzt und Anfang der 30er Jahre mitdem Streifling umveredelt wurden. Seit Ende der 90er Jahre beschäftigen sich die heutigen Pomologen mit der wieder entdeckten Sorte.
Inzwischen sind auch Jungbäume in heimischen Baumschulen zu beziehen. Durch die Bemühungen von Naturschützern und Pomologen konnte der Bestand vorerst gesichert werden. Es handelt sich aber nach wie vor um eine seltene, begrenzt vorkommende Lokalsorte.
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